13. SONNTAG im Jahreskreis
1. Lesung aus dem Brief an die Galater (5,13-18):
Evangelium nach Lukas (9,51-62):
Der Apostel Paulus hat recht, wenn er (in der ersten Lesung) sagt: „Auf unser Verhalten als Christen wirken zwei Mächte ein: die Kraft Gottes und die menschliche Ich-Sucht.“ Damit ist dann diese instinktive Angst gemeint, nicht angenommen zu werden und „nicht dazuzugehören“, ausgestoßen zu werden. Die Angst um sich selbst, zu kurz zukommen und dadurch einiges im Leben zu versäumen. Deswegen spüren wir in uns oft, diese innere Gespaltenheit und den inneren Widerspruch: Von uns aus tun wir oft nicht das Gute, das wir doch eigentlich tun wollen. Oft fehlt uns die innere Konsequenz.
Das gilt auch für unseren Glauben an Jesus, unser Christsein. Jesus braucht Menschen, die sich mit voller Kraft für ihn und für das Reich Gottes einsetzen. Aber das wird oft falsch verstanden, wie z.B. Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die den Spitznamen "Donnersöhne" hatten: Sie wollten mit radikalen Methoden der Sache Gottes Geltung verschaffen und diejenigen bestrafen, die Jesus nicht aufnehmen wollten. Jesus musste sie zurückpfeifen. Sie mussten erst lernen, dass Jesus den Dienst am Reich Gottes anders verstanden hat.
Wer mit Jesus mitmachen will, darf das nicht aus einem Gefühl der Überlegenheit anderen gegenüber tun, die nicht an Jesus glauben, anders denken, einen anderen Glauben haben. Als Christ hat man keine gefestigte, etablierte Position. Jesus hatte keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Ist das nicht oft der Fehler der Kirche gewesen, die sich selbst als ein Machtzentrum, in vollem Besitz der Wahrheit, betrachtete und auf alle hinunterschaute, die in ihren Augen nicht christlich waren?
Die innere Kraft und Konsequenz, so zu handeln wie Jesus, uns für unseren Glauben einzusetzen, fehlt uns oft, weil andere Aufgaben und Beschäftigungen uns im Augenblick wichtiger erscheinen, so dass wir jetzt keine Zeit für den Glauben haben. Es gibt Menschen, die heben sich die Religion für das Alter auf, denn jetzt, so meinen sie, hätten sie Wichtigeres zu tun, jetzt haben viele andere Dinge Vorrang.
Jesus nennt da ganz provozierende Beispiele: Ich muss zuerst einiges für die Familie machen und dann werde ich Zeit für die Sache Jesu haben. Jesus hat nirgends gesagt, dass man seine Familie vernachlässigen soll wegen ihm. Es gibt da im Evangelium sogar ein Beispiel, wo einer unbedingt mit Jesus mitziehen will, aber Jesus sagt zu ihm: „Nein. Du sollst zu Hause bleiben und dich zusammen mit deiner Familie mit dem Glauben auseinandersetzen.
Was Jesus mit den Beispielen sagen will ist: Du darfst nichts oder niemanden über deinen Einsatz für das Reich Gottes stellen. Nichts oder niemand darfst du als Vorwand verwenden, um dich vor deiner Aufgabe zu drücken, dein Leben mit Jesus zu gestalten und zu leben.
Wer ein Leben mit Jesus will, echt christlich leben will, wird oft einiges loslassen müssen, woran er hängt: Gewohnheiten, Lebensweisen, Dinge die er sich erworben hat, Aktivitäten die oft angenehmer und attraktiver erscheinen. Jesus sagt: „Nicht zurück, sondern vorwärts schauen, in die Zukunft!“ Dafür verwendet er das einprägsame Bild von einem Bauern, der pflügt: Eine Furche schöner als die andere. Gerade, gleichmäßig, soweit das Auge reicht. Der Bauer aber, der zurückschaut, gefährdet die Furche. Sie gerät aus dem Takt. Sie verläuft im Zick-Zack. Das Feld sieht nicht mehr schön aus. Er muss konsequent vorwärts schauen.
Dieses Evangelium stellt uns unbequeme Fragen: Setze ich in meinem Leben wirklich auf Jesus? Ganz und ungeteilt? Hat er, wenn es darauf ankommt, Vorrang? Falsche Kompromisse darf es nicht geben. Aber schließe ich sie nicht oft? Jeder/jede von uns ist gefragt, diese Fragen ganz persönlich für sich selbst zu beantworten. Fühle ich mich - um wieder mit Paulus zu sprechen - durch Jesus Christus befreit von meinen eher selbstsüchtigen Interessen, so dass ich mich frei für ihn und das Reich Gottes ungeteilt, ohne ‚Wenn und Aber‘, engagieren kann? Bin ich dazu bereit?